Die Dokumentation LAMPEDUSA IM WINTER von Jakob Brossmann versucht das Leben auf diesem italienischen wie europäischen Außenposten zu beleuchten. Bis vor wenigen Jahren war Lampedusa hauptsächlich als Urlaubsdestination bekannt, heute schafft es die Insel faktisch nur mehr als Sinnbild des Versagens der europäischen Flüchtlingspolitik in die mitteleuropäischen Medien und somit in unsere Köpfe. Doch wie sieht der Alltag für die 4500 Lampedusani wirklich aus? Vor allem im Winter, nach Abreise der wohlhabenden Witterungsflüchtlinge aus Nordeuropa, bei gleichzeitigem - ebenfalls witterungsbedingtem - Abflauen der Migrations- und Fluchtbewegungen aus dem Süden?
Hier möchte ich den Filmemacher selbst zitieren: "Lampedusa ist wahrscheinlich der am meisten von Migration und Flucht betroffene Ort der Welt. Ich wollte wissen, was das in einer Gemeinschaft verschiebt. Ich entschied während des Winters zu arbeiten, wo eine Insel in dem Zustand der „Insularità“ auf sich zurückgeworfen ist. Die Touristen und die Medien verschwinden, weniger Flüchtlinge kommen an und existentielle Fragen und Probleme werden sichtbar. Sehr schnell stellte sich heraus, dass nicht die Flüchtlinge das Problem der Insel sind. Ich entdeckte auf Lampedusa, dass die dortige Situation nicht, wie man als europäischer Medienkonsument meinen möchte, ein Nährboden für Rassismus und Xenophobie ist. Im Gegenteil: Es findet hier eine Form von Solidarität statt – die nicht immer zum Zug kommt, aber grundsätzlich vorhanden ist. Denn die Inselbewohner sehen sich als Opfer derselben zynischen Politik wie die Flüchtlinge."
Brossmann arbeitete drei Jahre an LAMPEDUSA IM WINTER und hat mit diesem absolut sehenswerten Film geschafft, nicht nur die Geschichte einer bewundersnwerten Gemeinschaft zu erzählen, sondern auch die Kernprobleme Europas zu demaskieren! Als Teaser der obligatorische Link zum Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=drXnFXhjYSo
danRocker - 5. Nov, 21:02